Istanbul

Etwa drei Stunden später landen wir auf dem Sabiha Airport und kriegen am Zoll Welcome-Schokolade. Zumindest, nachdem wir begriffen haben, dass man seinen Platz in der Warteschlange gegen türkische Familien schon mal etwas vehementer betonen muss.

Zur Schokolade kommt dann auch noch unser Gepäck, es könnte alles so schön sein ... Aber entgegen unserer Vereinbarung ist niemand da, um uns abzuholen.

Eine Hand voll anderer Fahrer wirbt um unsere Gunst, einer fragt uns, wo wir hin wollen, ruft mit seinem Handy das Sinbad Hostel an und reicht mir das Telefon. Nach ein paar Minuten weiß ich, dass uns niemand abholen kommen wird und dass der der Mann am anderen Ende der Leitung nicht sonderlich gut Englisch spricht.

Da ich noch dazu dank meines Ohrendrucks kaum etwas höre, bitte ich Sandra, die sich ja professionell mit der Verständigung in fremden Zungen auseinandersetzt, es mal am Telefon zu probieren.

Sie übt sich in Geduld, doch letztlich keine neuen Erkenntnisse. Schließlich geben wir das Gespräch an den Besitzer des Handys zurück, der nach ein paar Worten meint, kein Problem, er könne uns mitnehmen, wir sollten nur warten, bis er die Personen, wegen denen er ursprünglich hier sei, zusammen habe. Wir willigen ein.

Während wir warten hören wir unsere Muttersprache. Hinter uns nimmt eine Deutsche, die scheinbar in Istanbul wohnt, Besuch in Empfang. Ich schildere ihr kurz unsere Lage, dass wir uns Sorgen machen, übers Ohr gehauen zu werden und frage sie nach regulären Fahrpreisen.

Sie rät uns, mit dem Havas-Bus für 6 € pro Person nach Taksim und von dort mit dem Taxi nach Sultanahmet weiterzufahren. Das machen wir. Einige Minuten später sitzen wir im Bus, den suspekten Fahrer haben wir einfach stehen gelassen.

Sandra döst, ich staune über endlose, nicht fertiggestellte Plattenbausiedlungen. Dann Starbucks, Burger King, Pizza Hut und KFC direkt nebeneinander. Dann Taksim.

Wir haben zwar diesmal, im Gegegsatz zu Kalkutta, die Bestätigungsmail unserer Buchung als Ausdruck dabei, eine Adresse steht da aber praktischerweise auch nicht drauf. Der zweite Taxifahrer versichert aber, den Weg zu kennen und das Meter zu benutzen.

Also rasen wir mit ihm durch die Stadt über mehrere rote Ampeln. Er ist umgeben von einer Parfümwolke, die nur schlecht kaschiert, dass er betrunken ist. Aber wir erreichen unser Ziel.

Dort entfacht das Arsch eine Tragödie. Er öffnet per Knopfdruck den Kofferraum und bedeutet mir, auszusteigen und das Gepäck schon mal zu nehmen. Während ich dies tue, stibitzt der linke Hund Sandra einen viel zu großen Schein zusätzlich aus dem Portomonaie und rast davon. Affenarsch Taxifahrer!

Aus dem Hostel kommt jemand auf uns zu: "Sandra and Jan? Ah, you made it!" Diese vergnügliche Feststellung bedeutet leider noch lange nicht, dass vor Ort irgendetwas erledigt sei: Unsere Reservierung, deren Bestätigung wir in den Händen halten, hat nicht geklappt, wir landen in den letzten zwei freien Betten im 6er-Dorm, immerhin für umsonst.

Sandra erwacht nach wenigen Stunden Schlaf und ist noch nicht überzeugt.

Am nächsten Morgen ziehen wir nach dem Frühstück in einen Double, allerdings ohne das versprochene private Bad. Sie haben die komplette Reservierung vergeigt, was soll man machen?

Ein Mysterium: Dieses Chanel-Reiseschminkset findet sich nach unserem Umzug ins neue Zimmer in Sandras Gepäck. Wo kommt es her? Will man uns einen Diebstahl in die Schuhe stecken?

In unseren neuen Betten holen wir erst mal noch zwei Stunden Schlaf nach, dann machen wir unsere ersten Erkundungen. Schon nach wenigen Metern landen wir in der blauen Moschee, die echt imposant ist und in deren Innerem es sich auf dem Teppich sehr angenehm läuft.

Die blaue Moschee ist weder innen noch außen blau.

Direkt dahinter liegt die Hagier Sophia, die wir aber aufgrund der Öffnungszeiten noch nicht betreten. Vorher werden wir noch Zeuge von Dreharbeiten, ich vermute eine Istanbul-Doku, denn ein smarter Mann spricht direkt in die Kamera, während er in einer davonfahrenden Kutsche sitzt.

Die Derwische tanzen für die Kameras. Praktisch, dass wir gerade jetzt vorbeikommen.

Unterhalb der Hagier Sophia essen wir je ein leckeres Käsesandwich und teilen uns einen Ayran. DAnn laufen wir noch ein bisschen umher, lassen uns von der DHL ein unseriöses Angebot machen und holen auch schon unsere Zugtickets für Sonntag im Reisebüro ab, was überraschenderweise reibungslos klappt.

Danach landen wir nach ein paar Schlenkern an der Küste des Marmara-Meeres, wo wir uns erstmal genussvoll entspannen.

Die Schlenker führen uns an solchen Häusern vorbei. So hätte ich es mir in Schweden vorgestellt, aber nicht in Istanbbul.

Später nehmen wir noch einen Salat (bestehend aus 3 Scheiben Gurke, 3 Scheiben Tomate und einem Stück Käse) und eine Käse-Pide zu uns, viel lieber hätten wir mehr vom Vorspeisenteller gehabt - da gab es die leckersten Dips und dazu köstliches Brot, das auch den Holländern am Nebentisch sehr gut gefiel.

Dem Restaurant, in dem wir dinieren, ist ein Gemüsegeschäft angeschlossen. Ich frage brav, ob ich das Foto machen darf.

Danach zieht uns die Müdigkeit ins Bett.

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