Irre Seife

"Heute haben die Geschäfte wieder auf!" denken wir uns und ziehen zu gemäßigt früher Stunde los, den Suq zu besuchen. Doch noch sind bei weitem nicht alle Läden geöffnet, allerdings einer, der frischen O-Saft und die von der Dachterrasse bekannten Kästestangen verkauft - das gönnen wir uns zum Frühstück.

Einige Meter später ist mir schlagartig schlecht, ich könnte kotzen. Ob es die Säure im O-Saft auf leeren Magen war? Ich muss mich setzen, aber nach ein paar Minuten ist alles wieder gut.

Wir setzten uns erstmal vor der Zitadelle auf eine Bank und schauen Leute. Schön zu sehen. Fast alle Touristen sind angemessen gekleidet und laufen nicht bauch- und schulterfrei umher. Auf der anderen Seite lässt die Auswahl der Unterwäsche auf den Märkten viel Raum für Spekulation, was die einheimischen Damen wohl drunter tragen - vom Spitzen- bis zum Plüsch-BH über Tangas ist alles im Angebit. Sehen kann man unter ihren schwarzen Gewändern nur die Stöckelschuhe.

Nach einer kurzen sanitären Rückkehr ins Hotel besichtigen wir die uralte Ummayaden-Moschee. Sandra kleidet sich dazu in einer eigens bereitgestellten Kutte.

Perfekt getarnt durchschreitet Sandra die Moschee. "Allah ist groß, Allah ist riesengroß!" sagt sie, und tritt einer Sekte bei.

Nach einer Weile huschen wir dann in den Suq und machen uns auf die Suche nach der Seifenfabrik und einer alten Irrenanstalt aus dem 14. Jahrhundert. Gar nicht so einfach, zumal man leicht von eifrigen Verkäufern vom eingeschlagenen Weg gelockt werden kann.

Original Oliven-Seife in zwei "Altersstufen", so wie junger und mittelalter Gouda - ungefähr.

Aber wir finden hin. Die Anstalt ist verwinkelt mit verschiedenen Innenhöfen, es gab einen Bereich für Frauen und einen für besonders harte Fälle.

In dieser Anstalt ist Sandra eindeutig fehl am Platz.

Die Seifenfabrik produziert leider nur saisonal und ist gerade nicht geöffnet. Wir klopfen am Tor, haben aber kein Glück.

Also gehen wir zurück in den Suq und ich erstehe allerhand Mini-Teppiche, von denen ich mir gut vorstellen kann, sie als Untersetzer zu benutzen. Sandra kauft kleine Täschlein und auch ein paar Teppiche.

Anschließend rufen wir Achmad an, der sofort vorbei kommt und uns vor der Zitadelle bei einem Tee nun endlich auch ein Angebot machen darf. Nach einiger Überlegung buchen wir eine Rundfahrt zu einem Kloster und einem Tempel westlich von Aleppo am Sonntag und unsere Weiterreise am Montag vorbei am Stausee und durch die Wüste nach Palmyra.

Diesen Umstand begießen wir mit etwas Internet und gutem Essen, bei dem man uns wieder einmal wie selbstverständlich in die Küche bittet und die erhältlichen Speisen präsentiert.

Im Hotel gräbt sich Sandra ein wenig in die Geschichte Syriens, während ich Tagebuch schreibe. Unüberschaubar, wer hier alles schon so einmarschiert ist ... Römer, Byzantiner (Königsnüsse?), Osmanen, Mongolen, Franzosen - um nur einige zu nenen.

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