Die Homsianer

Über den Morgen kann ich klagen: Ich bin elend nervös, weil es heute nach Homs geht, wo uns der Bruder eines Freundes meiner Familie erwartet und ich, als Unke bekannt, sorge mich darum, wie das wohl wird und ob es der bezaubernden Begleiterin an meiner Seite wohl gefallen wird. Beim Verlassen des Hotels haue ich mir noch den Kopf im Treppenhaus an und das war es dann mit mir für's erste.

Am frühen Nachmittag hat Sändy mich mit viel Geduld wieder salonfertig bekommen und wir reisen per Minibus nach Homs.

Dort werden wir bereits erwartet und zum Hotel gebracht. Innerliche Erleichterung: Es ist genau das eine Hotel, welches wir auch gewählt hätten, da fühlen wir uns nicht ganz so schlecht.

Wir bekommen zweieinhalb Stunden Zeit, dann geht es zur kleinen Sightseeing-Tour. Nach der schönen Moschee, in der eine Leuchttafel die minutengenauen Anfangszeiten der heutigen Gebete anzeigt - endlich erklärkt uns das mal jemand - geht es in den Suq und in die Altstadt. Hier erhalten wir Einblick in einige wunderschöne alte Häuser aus dem 13. Jahrhundert, die wir ohne unsere einheimische Begleitung wahrscheinlich nie gefunden bzw. sogar nicht hätten betreten könnnen.

Ein Restaurant in einem alten Stadthaus, das wir erst morgen zum Essen besuchen, aber hier ist gerade schön Platz für das Bild.

Zwischendurch begegnen wir zwi christlichen Hochzeitsgesellschaften mit Autokorsen (richtiger Plural?) und besichtigen den Gürtel der Jungfrau Maria, der in einem Hinterzimmer der hiesigen "Gürtelkirche" ausgestellt ist.

Die Jungfrau Maria mit ihrem Gürtel. Sie hatte eine 3cm-Taille, gemessen an dem "original"-Gürtel in der Vitrine.

Ein grimmig dreinschauender Mann mit den Händen in den Hosentaschen verscheucht erst einen Betenden vor dem Schrein, bevor er uns erklärt, dass der Gürtel in einer Schachtel gefunden wurde, die in einem Stein lag, auf dem ein Deckel sich befand - bitteschön, hier, hier und hier, alles da.

Immerhin steht rechts des heiligen Relikts eine blinkende Kitsch-Maria, dennoch verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass die christliche die unentspannteste aller Religionen sein könnte.

Im Anschluss essen wir lecker, und obwohl ich die Rechnung schon in der Hand halte, gelingt es uns auch unter höflichem Protest nicht, sie zu zahlen. Ein junger Mann setzt sich an unseren Tisch, er hat gehört, dass wir deutsch reden und es stellt sich heraus, dass er in Kaiserslautern studieren möchte. Wir geben ihm meine E-Mail und die Einladung, uns jederzeit zu besuchen, wenn er in Deutschland sei. Wenigstens ein bisschen von dem, was uns hier wiederfährt, wollen wir zurückgeben.

Anschließend werden wir auf einem Umweg voller Erläuterungen wieder in unser Hotel gebracht, wo man uns direkt auch noch einen Fahrer für unseren für morgen geplanten Ausflug zum Krak des Chevaliers organisiert, wie selbstverständlich mit der Ankündigung, diesen auch zu bezahlen. Soviel Gastfreundschaft macht uns echt fertig.

Immerhin konnten wir die in Hama erstandenen Süßigkeiten überreichen, zusammen mit unseren vier Münster-Motiven, die unseren Gastgeber, der sein Ingenieursstudium in Müsnter hinter sich gebracht hat, sichtlich erfreuen, allerdings wird unsere Geste auch mit einem beschwichtigenden "aber warum denn?" kommentiert.

Da hilft nichts, wir müssen noch mal ins Internet und in den Supermarkt, von dessen Existenz wir auch durch unseren Gastgeber erfahren haben.

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